Auf einer Urlaubsreise nach Südengland oder sogar durch verwandtschaftliche Beziehungen nach Schottland haben MEC-Mitglieder die britische Modellbahnwelt kennengelernt. Und man muss sagen: es ist eine eigene Welt, ganz anders als wir sie in Deutschland oder Kontinentaleuropa gewohnt sind.
Das fängt schon beim Maßstab an: Auf der Insel weit verbreitet ist die Spur 00, die Modelle sind im Maßstab 1:76 gehalten. Kurios ist dabei allerdings, dass die Züge trotzdem auf den bekannten Zweileiter-Gleichstrom-Gleisen der Spur H0 fahren. Die Spurweite von 16,5 mm ist demnach nicht maßstäblich, was die englischen Kollegen aber nicht zu stören scheint. Technisch ist es also kein Problem - die britischen Spur 00-Modelle können auf unseren H0-Anlagen fahren.
Aber passen Modelle der Spur 00 und H0 wirklich zusammen?
Und auch optisch fällt der abweichende Maßstab im Vergleich zu H0-Fahrzeugen weniger auf als man meinen könnte. Im Original ist das Lichtraumprofil britischer Züge nämlich deutlich kleiner als z.B. in Deutschland. Das merkt man besonders, wenn man Menschen auf dem Bahnsteig neben einer Lokomotive betrachtet. Oder auch die in unseren Augen beengten Verhältnisse auf einem Dampflok-Führerstand machen den Unterschied deutlich. Im Modell hat dieser Umstand jedoch den angenehmen Nebeneffekt, dass bei einem kleineren Lichtraumprofil, dargestellt in einem größeren Maßstab (1:76) als beim gewohnten H0 (1:87), die Größenverhältnisse sich angleichen. Der Unterschied fällt fast nicht mehr auf.
Die ersten britischen Fahrzeuge beim MEC Münster waren Souvenirs, Mitbringsel von der Insel. Durch Ergänzungskäufe in Deutschland ist der Bestand mittlerweile zu einer stattlichen Sammlung von britischen Modellen angewachsen. Schnellzüge, Personenzüge und Güterzüge aus den verschiedenen Regionen Großbritanniens können wir beim MEC präsentieren. Erste Adresse für den Kauf von britischen Modellen ist für uns die Modellbahnunion, ein Modellbahngeschäft verschiedener Marken. Das Ladengeschäft ist von Münster aus gut erreichbar, und auch der Versand ist einfach Spitze. Beispielsweise eine Lieferung ins Münsterland, nur 34 Stunden nach der Online-Bestellung, das ist schon rekordverdächtig. Dort gibt es Modellbahnen verschiedener britischer Marken und alles, was sich die Fans der britischen Modellbahnwelt wünschen: Hersteller wie Hornby, Dapol oder Bachmann sind dort verfügbar, ebenso wie passendes Zubehör im Maßstab 1:76, z.B. Automodelle von Oxford.
(Large Prairie vor Donnerbüchsen)
Warum fährt eine englische Lok auf der MEC-Clubanlage?
Ein streng vorbildorientierter Modelleisenbahner hat natürlich ziemliche Bauchschmerzen dabei, britische Fahrzeuge auf seiner kontinentaleuropäischen Anlage fahren zu lassen, erst recht zusammen mit hiesigen Modellen. Auch auf der MEC-Clubanlage sind die Fahrzeuge von der Insel grundsätzlich höchstens „zum Zeigen“ unterwegs. Aber weil ausgewählte Lok-Modelle der Spur 00 doch einigermaßen gut zu den H0-Schwestern passen, haben wir einfach mal unsere Fantasie spielen lassen: Eine fiktive kontinentale Privat- oder Staatsbahngesellschaft hat in den 1930er Jahren eine Lok aus englischer Produktion gekauft. Für den gemischten Einsatz vor Personen- und Güterzügen hat man sich für eine 1´C 1´-Tenderlok entschieden, aus der Large Prairie-Reihe der Great Western Railway. Bei diesem Loktyp fällt die englische Herkunft tatsächlich weniger auf. Besonders der vordere Teil mit der Rauchkammer ähnelt sehr hiesigen Konstruktionen. Im Zuge einer Rabatt-Aktion des Geschäftes landete also eine Large Prairie von Hornby (R3850) auf dem Basteltisch.
Die Lok sollte zunächst zu den anderen englischen Fahrzeugen in der Sammlung passen, die vornehmlich die späte Dampflok-Ära der British Railways darstellen. Für den Einsatz auf einheimischen Gleisen haben wir bei der Lok dann jedoch einige Details angepasst. Besonders die Bestückung mit hierzulande typischen Loklaternen (Ersatzteile von PIKO) hatte einen verblüffenden Effekt. Das war einfach möglich, weil die Hornby-Loks ab Werk ohnehin keine Beleuchtung besitzen. Zudem wurde die messingfarbene Schornsteinkrempe schwarz übermalt und die seitlichen BR-Wappen auf den Wasserkästen mit passend grün lackierten Etiketten aus dem Bürobedarf überklebt. Aktuelle Modelle von englischen Herstellern besitzen einen Kupplungsschacht nach NEM. Die englische Hakenkupplung kann also schnell gegen eine gewohnte Bügelkupplung ausgetauscht werden. Bei allen Maßnahmen wurde darauf geachtet, dass sie wieder rückgängig gemacht werden können und die Lok somit schnell und einfach wieder in ihre englische Ursprungsausführung zurückverwandelt werden kann.
(Large Prairie neben T18 und im Bw, Rückseite)
Es macht einfach Spaß, diese ungewöhnliche Lok im Einsatz zu sehen. Auf der Heim-Anlage eines MEC-Mitglieds fügt sie sich beispielsweise harmonisch ein in den Betrieb mit französischen Dampfloks, die ebenso teilweise grün lackiert sind, mit roter Pufferbohle, und nur zwei Spitzenlichter haben. Warum also nicht mal eine britische „Doppelnull-Agentin“ (Spur 00) in den Lokbestand einschleusen? Die hier vorgestellte Hornby-Lok sind zwar mittlerweile ausverkauft, doch hat die Firma Dapol ebenfalls sehr empfehlenswerte Large Prairie-Tenderloks im Programm, in verschiedenen Ausführungen. Diese Loktype ist zudem nur ein Beispiel. Bei näherer Betrachtung eignen sich nämlich auch andere britische Lokomotiven für eine vergleichbare Umgestaltung. Bei der hier gezeigten 4-4-0 Schools Class oder der 4-6-0 N15 der Southern Railways kann man sich schon vorstellen, wie diese Loks nach einem vergleichbaren Make-over aussehen würden. Ein Freelance-Modellbahner hat hier viele Möglichkeiten, den Betrachter seiner Loksammlung oder die Besucher einer Ausstellungsanlage zu überraschen. Einfach mal auf der Internetseite der Modellbahnunion stöbern, unter der Kategorie Spur 00. Good luck!
(N15 neben 141 R, und Schools Class)
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